Donnerstag, 13. November 2008

Klettern am Størenhammer

Meine erste Mehrseillängenroute am Størenhammer ca. 50km südlich von Trondheim, als die Temperatur am letzten Samstag überraschend auf 8°C hochschoss. Kletterten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang (was nicht sehr lange ist...) mehrmals den 80-90m hohen Felsen hinauf.







Mittwoch, 5. November 2008

Bei Andrea in Tromsø

Vorletztes Wochenende war ich bei Andrea in Tromsø zu Besuch. Es war ein sehr schönes Wochenende! Es begann mit meinem Hinflug am Freitag morgen, auf dem ich mich für ein kleines Widerøe-Flugzeug nach Bodø entschied, dass unterwegs in Brønnøysund und Sandnessjøen zwischenlandete, beides Flughäfen, die im Wesentlichen nur aus Startbahn bestanden. Der Wind wehte stark aus südwest und bei den Anflügen auf beide Dörfer ging es über den brausenden Atlantik unter uns! Von oben sah man allerdings nichts, da wir die ganze Zeit über in den Wolken waren und richtig toll durchgeschüttelt wurden. Mit aus dem Sitz abheben! Nur einer schaffte es, auf dem Flug zu lesen. Ich nicht. Ich war nach dem Aussteigen in Bodø durchaus etwas wackelig auf den Beinen... Der Weiterflug nach Tromsø mitags geschah dann in einer großen 737 und war ruhig.

Tromsø gefiel mir schon auf der Busfahrt in die Stadt! Es war ein bisschen, wie zu Hause anzukommen. Ich fand erst das Stadion, um Sören eine Mütze aus dem Fußballfreundegeschäft mitzubringen, die er gerne haben wollte. Und der Laden hatte nur bis 15.45 geöffnet. Dann ging es weiter zu Andrea ins Heim. Es ist wunderschön gelegen, direkt oberhalb des Fjords und schon jenseits der durchgehenden Bebauung. Das einzelne Holzhaus teilt sie sich mit 5 anderen, darunter einer Deutschen. An beiden Tagen stand diese schon sehr früh morgens auf, um sich durch viel Lernen zu bemühen, den an sie als Studentin gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Außerdem gab sie uns netterweise eins ihrer selbstgebackenen zuckerfreien Brötchen ab, die ihr dieses Mal perfekt gelungen waren.
Außerdem gibt es noch einen seltsamen Finnen, der sich regelmäßig lautstark Schleim aus den Nasengängen in den oberen Rachenraum zieht.

Abends waren wir dann bei einem Filmeabend in der Uni, außerdem gab es da ganz billige Waffeln, kostenlosen Tee und kostenlose Pizza! Und eine total gemütliche Stimmung und nette Leute.

Tromsø selbst liegt auf einer relativ flachen, langgezogenen Insel. Auf beiden Seiten gibt es jeweils eine lange, hohe Brücke aufs Festland bzw. eine andere, größere Insel. Am Samstag fuhren wir im Sonnenaufgang mit zwei ausgeliehenen viel zu kleinen Fahrrädern, von denen man Knie bekam, die aber natürlich sehr viel besser als laufen oder ein Busticket waren, über die östliche dieser Brücken an den Beginn des Tromsdals. Hier trafen wir Simon, einen anderen Deutschen, und begannen mit dem gemütlichen Fußmarsch durch das Tal, um an dessen Ende auf den über 1200m hohen Tromsdalstinden zu steigen. Der Aufstieg war sehr angenehm, oben war der Schnee aber doch recht tief, wodurch es ätzend zu laufen war. Das Wetter war aber wie bestellt! Klare Luft, Sonnenschein und tolle Sicht. Und ein eiskalter Wind! Nach dem Eintragen ins Gipfelbuch hatte ich eine deutlich herabgesetzte Sensibilität in den Fingern.



Auf dem Weg nach unten liefen wir noch über einen anderen kleineren Berg, der allerdings mit einer massiven Eisschicht überzogen war. Wenn man hinfiel, landete man nicht nur auf dem Gesäß, sondern rutschte trotz nur leichten Gefälles ein paar Meter weiter runter. Was an sich lustig war, käme nicht irgendwo die Abbruchkante... Aber irgendwo gab es dann ja immer Steine, Unebenheiten und andere Bremsmöglichkeiten. Zum Teil musste ich wirklich auf allen Vieren kriechen! Dann gab's auch noch eine kleine Abkletterei mit glatten Stellen, war durchaus fordernd. Pünktlich zur Dunkelheit kamen wir wieder im Tal an. Die begann allerdings auch schon vor 16 Uhr, noch einen Monat und Tromsø wird gar keine Sonne mehr bekommen.

Am Sonntag waren wir tatsächlich im Gottesdienst! Doch, Andrea und ich. Weil man so kostenlos in die berühmte Eismeerkathedrale kam. Es war ganz cool, weil das Norwegisch dort für die alten Leute schön laut, langsam und deutlich war. Inhaltlich war es der gleiche Bla wie in Deutschland, man soll sich in Jesus seiner Liebe verlieren und so. Aber der Organist war spitze! Er hat spielte und improvisierte sehr beschwingt und brachte ein bisschen den Jazz in die Kirche. Die Begleitung eines Liedes beendete er mit einem Moll-7-Akkord! "Yes!", dachte ich. So muss das sein! Vom Leib Christi aß ich als Vegetarier nichts, vom Blut wollte ich auch nichts haben. Wer weiß, ob Jesus nicht doch AIDS hatte! Oder Hepatitis C. Und wer weiß, wie viel EDTA die da reingetan haben, damit das nach über 2000 Jahren immer noch nicht geronnen ist.

Nach dem Gottesdienst zeigte Andrea mir die gemütliche Tromsøer Innenstadt und wir waren im "Polaria", einem Polarmuseum. War interessant und gut gemacht, gab einen tollen Film über Svalbard, die norwegische Inselgruppe im Nordpolarmeer. Außerdem konnte man etwas über globale Erwärmung und Umweltverschmutzung lernen und Robben sehen, die in einem großzügigen 10x4m-Aquarium gelangweilt die Zeit damit totschlugen, von einer Betonwand zur anderen und zurück zu schwimmen. Im Souvenirladen gab es dann natürlich viele Polardinge zu kaufen, z.B. Kuscheltier-Eisbären und, wenn man schon mal dabei ist, auch Käsehobel, Kampfdinosaurier und andere typisch norwegische Dinge.

Und es gab einen Globus, der die Welt nach dem Meeresspiegelanstieg zeigte! Tja, Fahrradurlaub in Holland ist dann nicht mehr drin, es sei denn, man hat einen Flaschenhalter am Rad, in denen auch Pressluftflaschen passen.

Nach einer Tasse heißer Schokolade in der gemütlichen Innenstadt fuhren wir dann wieder in Andreas Heim am Nordzipfel der Insel. Am nächsten Morgen standen wir früh auf, weil ich zum Flugzeug musste und Andrea etwas für die Uni tun wollte und netterweise auch so früh aufstand. Bei strahlendem Sonnenschein genoss ich meine Tasse Tee am Fensterplatz auf den 45min nach Bodø und blickte auf die schneebedeckten Gipfel der Provinzen Troms und Nordland herab.

Das mir schon wohl bekannte Bodø ist der nördliche Endbahnhof der Nordlandsbahn und Trondheim der südliche. Und diese Reise wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, zumal die 10 Stunden dauernde Bahnfahrt dank "Minipris" nur 37€ kostete. Nachdem ich mich im Supermarkt mit Brötchen, Nutella aus der Tube, Bananen, Äpfeln, Nüssen, Kakao und anderen Dingen, die man im Zug dringend brauchen könnte, eingedeckt hatte, spazierte ich zum Bahnhof. 20 Minuten vor Abfahrt wurden die 5 roten Waggons aufs Gleis geschoben. Und was für Waggons! Von außen recht alt aussehend, konnte das Interieur gut mit der 1. Klasse in deutschen InterCities mithalten. Breite Sitze mit weit zurückklappbarer Rückenlehne und sehr viel Fußraum. Über einem eine hölzerne Gepäckablage mit Gardine auf der Seite des Mittelgangs, die man ein Stückchen zuziehen und sich damit eine gemütliche Privatsphäre schaffen konnte. Über eine Stunde lang glitt der Zug direkt am Fjord Richtung Landesinneres entlang, danach ging es durch Täler weiter nach Süden. Am Polarkreis erreichte der Zug den auf knapp 700m liegenden höchsten Punkt seiner Fahrt, dort oben war alles schon Schneebedeckt. Langsam glitt der Zug an der Bergwand entlang ins nächste Tal und immer weiter Richtung Süden. Es gibt auf der Strecke nur einen Tag- und einen Nachtzug, demenstsprechend hält er auch an jeder Hundehütte an. Im dünn besiedelten Norwegen (Berlin+Umland auf über 2000km Länge) sind die Hundehütten allerdings oft 20-30 Zugminuten voneinander entfernt und an den ganz kleinen mit nur einem Hund drin hält der Zug nur auf Anforderung und rauscht sonst am im Regen auf dem Bahnsteig stehenden winkenden Abfertigungsmenschen vorbei. Hinter Mosjøen auf der Hälfte der Strecke nach Trondheim wurde es naturgemäß leider dunkel und ich las als anständiger Student einen langen Artikel über Multiple Sklerose, hörte Musik, fläzte mich auf den unendlichen Sessel und schlief ab und zu. Abends um kurz nach 10 kam ich im großen Trondheim an und ein schönes langes Wochenende neigte sich dem Ende zu.