Donnerstag, 13. November 2008

Klettern am Størenhammer

Meine erste Mehrseillängenroute am Størenhammer ca. 50km südlich von Trondheim, als die Temperatur am letzten Samstag überraschend auf 8°C hochschoss. Kletterten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang (was nicht sehr lange ist...) mehrmals den 80-90m hohen Felsen hinauf.







Mittwoch, 5. November 2008

Bei Andrea in Tromsø

Vorletztes Wochenende war ich bei Andrea in Tromsø zu Besuch. Es war ein sehr schönes Wochenende! Es begann mit meinem Hinflug am Freitag morgen, auf dem ich mich für ein kleines Widerøe-Flugzeug nach Bodø entschied, dass unterwegs in Brønnøysund und Sandnessjøen zwischenlandete, beides Flughäfen, die im Wesentlichen nur aus Startbahn bestanden. Der Wind wehte stark aus südwest und bei den Anflügen auf beide Dörfer ging es über den brausenden Atlantik unter uns! Von oben sah man allerdings nichts, da wir die ganze Zeit über in den Wolken waren und richtig toll durchgeschüttelt wurden. Mit aus dem Sitz abheben! Nur einer schaffte es, auf dem Flug zu lesen. Ich nicht. Ich war nach dem Aussteigen in Bodø durchaus etwas wackelig auf den Beinen... Der Weiterflug nach Tromsø mitags geschah dann in einer großen 737 und war ruhig.

Tromsø gefiel mir schon auf der Busfahrt in die Stadt! Es war ein bisschen, wie zu Hause anzukommen. Ich fand erst das Stadion, um Sören eine Mütze aus dem Fußballfreundegeschäft mitzubringen, die er gerne haben wollte. Und der Laden hatte nur bis 15.45 geöffnet. Dann ging es weiter zu Andrea ins Heim. Es ist wunderschön gelegen, direkt oberhalb des Fjords und schon jenseits der durchgehenden Bebauung. Das einzelne Holzhaus teilt sie sich mit 5 anderen, darunter einer Deutschen. An beiden Tagen stand diese schon sehr früh morgens auf, um sich durch viel Lernen zu bemühen, den an sie als Studentin gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Außerdem gab sie uns netterweise eins ihrer selbstgebackenen zuckerfreien Brötchen ab, die ihr dieses Mal perfekt gelungen waren.
Außerdem gibt es noch einen seltsamen Finnen, der sich regelmäßig lautstark Schleim aus den Nasengängen in den oberen Rachenraum zieht.

Abends waren wir dann bei einem Filmeabend in der Uni, außerdem gab es da ganz billige Waffeln, kostenlosen Tee und kostenlose Pizza! Und eine total gemütliche Stimmung und nette Leute.

Tromsø selbst liegt auf einer relativ flachen, langgezogenen Insel. Auf beiden Seiten gibt es jeweils eine lange, hohe Brücke aufs Festland bzw. eine andere, größere Insel. Am Samstag fuhren wir im Sonnenaufgang mit zwei ausgeliehenen viel zu kleinen Fahrrädern, von denen man Knie bekam, die aber natürlich sehr viel besser als laufen oder ein Busticket waren, über die östliche dieser Brücken an den Beginn des Tromsdals. Hier trafen wir Simon, einen anderen Deutschen, und begannen mit dem gemütlichen Fußmarsch durch das Tal, um an dessen Ende auf den über 1200m hohen Tromsdalstinden zu steigen. Der Aufstieg war sehr angenehm, oben war der Schnee aber doch recht tief, wodurch es ätzend zu laufen war. Das Wetter war aber wie bestellt! Klare Luft, Sonnenschein und tolle Sicht. Und ein eiskalter Wind! Nach dem Eintragen ins Gipfelbuch hatte ich eine deutlich herabgesetzte Sensibilität in den Fingern.



Auf dem Weg nach unten liefen wir noch über einen anderen kleineren Berg, der allerdings mit einer massiven Eisschicht überzogen war. Wenn man hinfiel, landete man nicht nur auf dem Gesäß, sondern rutschte trotz nur leichten Gefälles ein paar Meter weiter runter. Was an sich lustig war, käme nicht irgendwo die Abbruchkante... Aber irgendwo gab es dann ja immer Steine, Unebenheiten und andere Bremsmöglichkeiten. Zum Teil musste ich wirklich auf allen Vieren kriechen! Dann gab's auch noch eine kleine Abkletterei mit glatten Stellen, war durchaus fordernd. Pünktlich zur Dunkelheit kamen wir wieder im Tal an. Die begann allerdings auch schon vor 16 Uhr, noch einen Monat und Tromsø wird gar keine Sonne mehr bekommen.

Am Sonntag waren wir tatsächlich im Gottesdienst! Doch, Andrea und ich. Weil man so kostenlos in die berühmte Eismeerkathedrale kam. Es war ganz cool, weil das Norwegisch dort für die alten Leute schön laut, langsam und deutlich war. Inhaltlich war es der gleiche Bla wie in Deutschland, man soll sich in Jesus seiner Liebe verlieren und so. Aber der Organist war spitze! Er hat spielte und improvisierte sehr beschwingt und brachte ein bisschen den Jazz in die Kirche. Die Begleitung eines Liedes beendete er mit einem Moll-7-Akkord! "Yes!", dachte ich. So muss das sein! Vom Leib Christi aß ich als Vegetarier nichts, vom Blut wollte ich auch nichts haben. Wer weiß, ob Jesus nicht doch AIDS hatte! Oder Hepatitis C. Und wer weiß, wie viel EDTA die da reingetan haben, damit das nach über 2000 Jahren immer noch nicht geronnen ist.

Nach dem Gottesdienst zeigte Andrea mir die gemütliche Tromsøer Innenstadt und wir waren im "Polaria", einem Polarmuseum. War interessant und gut gemacht, gab einen tollen Film über Svalbard, die norwegische Inselgruppe im Nordpolarmeer. Außerdem konnte man etwas über globale Erwärmung und Umweltverschmutzung lernen und Robben sehen, die in einem großzügigen 10x4m-Aquarium gelangweilt die Zeit damit totschlugen, von einer Betonwand zur anderen und zurück zu schwimmen. Im Souvenirladen gab es dann natürlich viele Polardinge zu kaufen, z.B. Kuscheltier-Eisbären und, wenn man schon mal dabei ist, auch Käsehobel, Kampfdinosaurier und andere typisch norwegische Dinge.

Und es gab einen Globus, der die Welt nach dem Meeresspiegelanstieg zeigte! Tja, Fahrradurlaub in Holland ist dann nicht mehr drin, es sei denn, man hat einen Flaschenhalter am Rad, in denen auch Pressluftflaschen passen.

Nach einer Tasse heißer Schokolade in der gemütlichen Innenstadt fuhren wir dann wieder in Andreas Heim am Nordzipfel der Insel. Am nächsten Morgen standen wir früh auf, weil ich zum Flugzeug musste und Andrea etwas für die Uni tun wollte und netterweise auch so früh aufstand. Bei strahlendem Sonnenschein genoss ich meine Tasse Tee am Fensterplatz auf den 45min nach Bodø und blickte auf die schneebedeckten Gipfel der Provinzen Troms und Nordland herab.

Das mir schon wohl bekannte Bodø ist der nördliche Endbahnhof der Nordlandsbahn und Trondheim der südliche. Und diese Reise wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, zumal die 10 Stunden dauernde Bahnfahrt dank "Minipris" nur 37€ kostete. Nachdem ich mich im Supermarkt mit Brötchen, Nutella aus der Tube, Bananen, Äpfeln, Nüssen, Kakao und anderen Dingen, die man im Zug dringend brauchen könnte, eingedeckt hatte, spazierte ich zum Bahnhof. 20 Minuten vor Abfahrt wurden die 5 roten Waggons aufs Gleis geschoben. Und was für Waggons! Von außen recht alt aussehend, konnte das Interieur gut mit der 1. Klasse in deutschen InterCities mithalten. Breite Sitze mit weit zurückklappbarer Rückenlehne und sehr viel Fußraum. Über einem eine hölzerne Gepäckablage mit Gardine auf der Seite des Mittelgangs, die man ein Stückchen zuziehen und sich damit eine gemütliche Privatsphäre schaffen konnte. Über eine Stunde lang glitt der Zug direkt am Fjord Richtung Landesinneres entlang, danach ging es durch Täler weiter nach Süden. Am Polarkreis erreichte der Zug den auf knapp 700m liegenden höchsten Punkt seiner Fahrt, dort oben war alles schon Schneebedeckt. Langsam glitt der Zug an der Bergwand entlang ins nächste Tal und immer weiter Richtung Süden. Es gibt auf der Strecke nur einen Tag- und einen Nachtzug, demenstsprechend hält er auch an jeder Hundehütte an. Im dünn besiedelten Norwegen (Berlin+Umland auf über 2000km Länge) sind die Hundehütten allerdings oft 20-30 Zugminuten voneinander entfernt und an den ganz kleinen mit nur einem Hund drin hält der Zug nur auf Anforderung und rauscht sonst am im Regen auf dem Bahnsteig stehenden winkenden Abfertigungsmenschen vorbei. Hinter Mosjøen auf der Hälfte der Strecke nach Trondheim wurde es naturgemäß leider dunkel und ich las als anständiger Student einen langen Artikel über Multiple Sklerose, hörte Musik, fläzte mich auf den unendlichen Sessel und schlief ab und zu. Abends um kurz nach 10 kam ich im großen Trondheim an und ein schönes langes Wochenende neigte sich dem Ende zu.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Lofoten

Was bisher geschah: Ich flog ohne größeren Schwierigkeiten vorletzten Samstag früh nach Narvik, der Flughafen besteht aus einer kurzen Landebahn und einem Rollweg mit Holzhütte davor. Die Holzhütte ist das Terminal.



Narvik
Hier wollte ich nun meinen Rucksack in Empfang nehmen. Da das gesamte 3-köpfige Personal des Flughafens gerade auf dem Rolllfeld stand, um das direkt wieder nach Bodø umkehrende Propellerflugzeug abzufertigen bzw sich dort mit dem Flugzeugpersonal zu unterhalten, musste ich in der Holzhütte etwas warten. Die einzige weitere Person dort war eine greise Oma, die hin und wieder auf Norwegisch und zu schnell zum Verstehen mit sich selbst nuschelte und ungeachtet der grässlichen Pieptöne mehrmals durch die unbesetzte Sicherheitskontrolle aufs Vorfeld und wieder zurück in den Wartebereich tapste. Noch bevor die Abfertigungsfrau zurück kam und gab mir meinen Rucksack gab, fuhr Sören schon mit dem Volvo vor, um mich abzuholen. Er war einer der 3 Deutschen, die in den Tagen, die ich noch in und um Trondheim herum mit meinem Vater verbrachte, mit dem Auto in den Norden gefahren war. Die anderen beiden waren Elisabeth (Sörens Freundin) und Stephie und vier alle hatten uns dort versammelt, um gemeinsam eine Woche Urlaub auf den Lofoten zu verbringen.
Ørsvågvær
Nachdem wir in der Jugendherberge, in der die 3 geschlafen hatten, das Frühstücksbuffet verinnerlicht und alles, was evtl schmecken könnte, für den Tag in einen großen Rucksack gepackt hatten, ging die Fahrt los. Von Narvik nach Westen die E10 immer an Fjorden und durch menschenleere Hügel- und Seenlandschaften entlang über mehrere Brücken bis schließlich auf die erste Insel der Lofoten. Hier fanden wir bei Kabelvåg, genauer gesagt in Ørsvågvær (tolles Wort!) eine Rorbu, etwas Typisches für die Lofoten, nämlich eine Holzhütte auf Stelzen direkt am bzw. teilweise schon über dem Wasser, in der wir die ersten zwei Nächte verbrachten. Es war so gemütlich! Ein Wohnzimmer mit Holzbalkon direkt am Wasser, eine Küchenecke, Bad und zwei Schlafzimmer.


Auf den Lofoten gibt es spitze, kantige Berge, die steil aus dem Wasser ragen, kleine zersiedelte Fischerdörfer mit roten Holz"rorbuer"n, die friedlich in den Buchten liegen und, zumindest als wir hier waren, viel Wind und Regen. In unserer Zeit in Ørsvågvær guckten wir uns die Orte Svolvær und Henningsvåg sowie die große hölzerne Kirche von Kabelvåg an. Letztere war gerade an, als wir kamen und ein Kinderchor überbrüllte mit ungewollter Mehrstimmigkeit den Klang des Klavieres. Henningsvåg ist nur über eine Brücke zu erreichen und liegt auf kleinen steinernen Schären, schon richtig im Meer.
Selbstverständlich waren auch ein paar Wanderungen am Meer mit auf dem Programm, darunter richtig spaßige Klettereien über die kleinen Felsen am Ufer. Und eine durchaus ansehnliche Brandung!

Auf den Autofahrten hörten wir im übrigen Paul Panzer und konnten uns den ganzen Urlaub lang (und noch jetzt) immer wieder darüber kaputtlachen, wie er seiner Frau Ricola-Bonbons einführt und ihm der Schweizer Ricolamann am Telefon ganz ruhig erklärt, "dåss er die nichcht einführen darf, die sind jå ganz kchantigch...". Oder wie er beim Gashandel anruft, weil den Kindern langsam übel wird, weil er ihnen auf der Geburtstagsparty Helium zum Einatmen gibt, damit die Stimme so lustig klingt.
Ins Reine

Die letzten 3 Nächte auf den Lofoten verbrachten wir dann in Reine, wieder hatten Elisabeth und Sören eine gemütliche Rorbu für uns gefunden und der alte Norweger Hans gab uns sogar Rabatt für die drei Tage. Hier brachten wir Sören Schach bei und Stephie und Sören gewannen gleich beim ersten Mal gegen mich. Tagsüber fuhren wir trotz des miesen Wetters nach Å, dem letzten Ort auf den Lofoten und dem mit den kürzesten Namen, der gleichzeitig der letzte Buchstabe im norwegischen Alfabet ist. Hier gibt es nur wenige Einwohner, dafür sehr viel Stockfisch und 14 der geschätzten 30 Häuser sind ein Museumsdorf. Ein kleiner ausrangierter Fischkutter lud zum Betreten ein, auch das Führerhaus war offen. Selbstverständlich ging ich hinein und vernam dort ein Tuckern, drehte mich um, um zu sehen, ob gerade ein anderes Boot in den Hafen einfährt. Dann sah ich den CD-Spieler unter dem Steuerrad und daneben die Werbung für die Platte die gerade gespielt wurde, "Gamle Motorer" mit 30 verschiedenen Motorschiffen auf der Titelliste. Die Musikfreunde von euch dürfen sich diese CD gerne von mir zu Weihnachten wünschen!
Am letzten Tag wachten wir auf und die Sonne schien! Also verloren wir keine Zeit und machten uns auf den steilen Weg auf den Reinebringen, den Berg hinter Reine. Zum ersten Mal war die Sicht so gut, dass wir den gesamten Ort überblicken konnten. Und noch viel mehr! Aber seht selbst.
Diebstahl auf der Fähre und SAS-Hotel in Bodø

Des nächten Morgens stunden wir früh auf, um um 700 die Fähre nach Bodø auf dem Festland zu erreichen. Das Wetter war immer noch gut und die Sonne malte schon einmal bunte Farben an den Horizont, bevor sie kurze Zeit später selbst aus dem Wasser steigen würde. Oben legten wir uns in die Lounge zum Schlafen auf die Bänke, immerhin dauerte die Überfahrt 3,75h. Sören versuchte, eine laut schnarchende Frau durch Pfeifen zu erwecken, blieb aber weitgehend erfolglos. Leider war das Autodeck direkt nach dem Start verschlossen worden, wovon wir nicht ausgingen. Das Gefährliche an der Sache war, dass mein Essen, Trinken und Geld im Auto waren, so konnte ich nicht einmal etwas Essbares am Kiosk kaufen. Mit der Zeit stieg der Hunger. Immer mehr. Nach einem Toilettengang kam ich zufällig am Kiosk vorbei. Er war nicht besetzt! Irgendwo hinten hörte ich die Kioskfrau mit Geschirr klappern. Aufgrund der unglücklichen Umstände zockte ich schnell eine Schokolade für uns vier, versteckte sie in der Tasche und ging zurück in die Lounge. Für die Kinder zu Hause vor den Bildschirmen: Bitte nicht nachmachen! Sowas macht man nicht und ihr könnt da ganz doll Ärger für kriegen! Aber wenn die Fähre mir mein Geld und Essen wegnimmt, muss sie eben damit rechnen, dass ich ihr das heimzahle. Hah.

Den übrigen Freitag verbrachten wir dann im Städtchen Bodø, unter anderem auf einem kleinen Leuchtturm auf der Mole, einer mit Glas überdachten Einkaufsstraße, einem Hügel oberhalb der Stadt und abends im Radisson SAS-Hotel. Dort übernachteten wir zwar nicht (auch nicht im Flughafen, sondern in einer Campinghütte), tranken aber im 13. Stock in der Bar einen Kakao, der hier nicht teurer war als im übrigen Norwegen, dafür gab es die Aussicht über die erleuchtete Stadt dazu. Und die Seife dort war die gleiche wie die im Rettungsdienst, mmh!
Einen Tag später ging es dann mit dem Auto zurück nach Trondheim. Die Fahrt dauerte 11h und war über 700km lang. Wir machten eine Pause am Saltstraumen, einer Gezeitenströmung, die in Abhängigkeit von Ebbe und Flut in verschiedene Richtungen durch eine Engstelle zwischen zwei Fjorden fließt. Als wir ankamen, sollte sie laut Kalender 15min vor dem Umkehren sein, schon weit unterhalb ihrer maximalen Strömungsrate. Trotzdem war der Strom sehr schnell und wild mit Strudeln drin! (Kommt auf Bildern natürlich nicht raus, deshalb gibt es hier auch keine.) Nach 15min war die Strömung schon deutlich langsamer, aber noch keinesfalls am Stillstand. Weitere 15min später stand sie immer noch nicht, sodass wir weiterfuhren und immer noch nicht wissen, ob es wirklich eine Gezeitenströmung ist oder sie uns doch veräppelt haben und es sich um einen ganz normalen Fluß handelt, dessen Geschwindigkeit sie periodisch durch Öffnen und Schließen eines Staudamms regulieren...
Außerdem war noch eine kleine Pause am Polarkreis drin, den wir südwärts überfuhren.

Montag, 20. Oktober 2008

Bewachter Schlaf

Oh, oh, diesmal habe ich ganz besonders nicht geschafft, mich kurz zu fassen. Daher hier eine kursiv gedruckte Kurzfassung für den eiligen Leser. Die nicht eiligen Leser sollten den nächsten Absatz überspringen, weil ihr sonst das Ende schon kennt!


Abstract:
Vorletzten Freitag flog ich nach Bodø, um dort nach Narvik umzusteigen. Der letzte Flug war voll und ich musste auf dem Flughafen schlafen und Samstag früh weiterfliegen. Die Atmosphäre war sehr persönlich und nett. Vor der Sicherheitskontrolle trank ich 1,5l Wasser, im Flugzeug ließ ich einiges davon wieder. Der Flughafen Narviks ist noch kleiner als der Bodøs.




Nachdem mein Vater mich für 3 Tage besucht und wir eine eineinhalbtägige Autotour zu den Fjorden unternommen hatten (wieder nach Geiranger, wo ich schon mit Stephie war), fuhren wir des vorletzten Freitags gemeinsam zum Flughafen, wo sich unsere Wege trennten.

Er sollte zurück nach Berlin fliegen, ich nach Bodø, dort umsteigen und weiter nach Narvik. Der Flug nach Bodø mit der 737 von SAS war wunderbar, ich durfte schon wieder am Fenster sitzen und konnte sogar den Svartisen-Gletscher von oben sehen, während die Dämmerung begann.

In Bodø angekommen checkte ich für den Weiterflug mit Widerøe nach Narvik ein. Der sei voll, sagte der Mann. Aber vielleicht würden ja nicht alle Gebuchten erscheinen, wenn ich Glück hatte? Immerhin hatte ich noch 2 Stunden Zeit, die ich mit Spazieren gehen und Lesen totschlug. Der Flughafen von Bodø liegt direkt in der Stadt, auf der anderen Straßenseite des Terminals stehen Wohnhäuser und der Wegweiser für Fußgänger gibt die Entfernung zum Zentrum mit einem Kilometer an.



Es war so weit, ich begab mich durch die Sicherheitskontrolle und nahm im Warteraum Platz. Nach und nach wurden die Leute aufs Vorfeld und in das dort geduldig ausharrende kleine Propellerflugzeug nach Narvik gelassen. Die Schlange, an deren Ende ich mich postiert hatte, schrumpfte. Noch 8 Leute waren vor mir, nach Murpheys Gesetz würde direkt vor mir die Schranke geschlossen...

Doch Murpheys Gesetz traf nicht zu! Die Schranke wurde vier Leute vor mir geschlossen. Da wäre den Kollegen der SAS in Oslo, wo die vier Leute gerade hergekommen waren, wohl leider ein Fehler unterlaufen, erklärte der Mann vom Bodenpersonal ruhig, sie hätten das Widerøe-Flugzeug überbucht. Er würde gleich persönlich noch mal nachsehen, ob auch kein Platz mehr frei sei. Tja, alles voll, sagte er, sogar der eine Jumpseat (Klappsitz in Küche oder Cockpit) sei schon belegt, antwortete er auf meine Nachfrage. Das stimmte die Damen und Herren vor mir nicht unbedingt glücklich, denn die Armen mussten jetzt auf Widerøes Kosten mit dem Taxi ins Radisson-Hotel fahren, dort essen und auch noch übernachten, um am nächsten Morgen weiter zu fliegen. Unser schon eingechecktes Gepäck konnten wir am Band wieder abholen. Konnten die anderen, ich nicht, denn mein Rucksack war nicht da. "Die Dinge liefen gerade etwas hektisch.", erklärte die Dame am Schalter, "ihr Rucksack ist leider schon auf dem Weg nach Narvik. Sie können ihn dann morgen früh dort abholen." Normalerweise bekommt so ein Flugzeug ne Viertelstunde oder mehr Verspätung aufgebrummt, wenn Gepäck von Leuten drin ist, die nicht an Bord sind, weil dann alles wieder aus dem Gepäckraum herausgesucht werden muss, wegen Bomben, Nagelfeilen und anderen Gegenständen, die den Flugbetrieb und Menschenleben gefährden. Ungeachtet der Tatsache, dass es heutzutage durchaus "in" ist, sich bei solchen Gelegenheiten gleich selbst mit in der Luft in die Luft zu jagen. Doch heute flog der große blaue Rucksack, der extra ein fettes rotes "STAND BY"-Schild verpasst bekommen hatte, aus Versehen ganz allein nach Narvik. Netterweise hatte ich ihn diesmal nicht mit Bomben bestückt, wäre sonst ganz schön peinlich für die Leute von Widerøe geworden.

"Im Rucksack ist meine dicke Jacke und mein Schlafsack.", sagte ich, "wie soll ich denn ohne die die Nacht verbringen?" "Mit einem Schlafsack kann ich Ihnen nicht helfen.", sagte sie etwas verächtlich. Schade, ich hatte schon gehofft, sie kam ein weiteres Mal auf die tolle Idee mit dem Radisson-Hotel... "Aber Sie können hier im Flughafen schlafen.", fuhr sie fort, "der schließt zwar zwischen halb 1 und halb 5, am wenn sie mit dem Sicherheitsmann reden, sollte das kein Problem sein."



Ich bedankte mich, suchte eine Bank mit Steckdose und begann "A comprehensive view of sex-specific issues related to cardiovascular disease" auf dem Laptop zu lesen. Zumindest ungefähr 5 Minuten lang, dann beschloss ich, dass es momentan psychologisch wertvoller sein dürfte, die Simpsons zu sehen. Der Abfertigungsmann von Widerøe lief vorbei, er trug schon zivile Kleidung und hatte offenbar Feierabend. Als er mich sah, kam er zu mir und versicherte mir, dass er sicherheitshalber noch ein zweites Mal kontrolliert hatte, ob der Jumpseat wirklich schon belegt war und dass es ihm Leid tat, dass ich jetzt hier so lange warten müsse. Ob ich schon wüsste, ob das Flugzeug morgen früh leerer sei, fragte er. "Das soll genug Platz haben.", sagte ich. "Schön. Dann sehen wir uns morgen früh wieder.", verabschiedete er sich.



Der Flughafen Bodø ist klein und menschenleer, wenn nicht gerade ein Flugzeug startet oder landet. Der Sicherheitsmensch beäugte mich durchaus 1-2 Mal kritisch, wie ich so ganz alleine neben dem Kofferband saß und die Simpsons sah. Letztendlich sprach ich ihn an und erklärte meine Situation. "Ja natürlich, überhaupt kein Problem!", sagte er und zeigte auf ein paar Bänke, "Dort kannst du schlafen und da drüben an den Automaten kannst du Kleinigkeiten zu essen und trinken kaufen, wenn du Hunger oder Durst hast." Nach gründlicher Inspektion des kleinen Flughafengebäudes hielt ich es allerdings für bequemer, auf einer weichen Bank im schon abgedunkelten Restaurantbereich zu schlafen. So schlummerte ich schon ein bisschen, ab und zu geweckt von den Menschenmengen, die von den paar letzten ankommenden Maschinen ausgespuckt wurden. Gegen halb eins weckte mich dann ein anderer Sicherheitsbeamter: "Du kannst hier nicht bleiben. Der Flughafen wird jetzt geschlossen." Etwas ungläubig erklärte ich ihm, was der andere Sicherheitsbeamte mir gesagt hatte. Er war sehr nett und sprach mit Absicht langsam, damit ich ihn gut verstehen konnte. "Unten kannst du schlafen, sagte er, nur hier oben nicht. Geht dein Flug sehr früh morgen?" "Um 7:30 Uhr", sagte ich, "nach Narvik." "Wirst du selbst aufwachen oder soll ich dich dann wecken?", fragte er. Letzteres sei nicht nötig, sagte ich und fühlte mich sehr geborgen. Ich hatte noch nie einen so persönlichen Flughafen erlebt, an dem die Angestellten sich vor dem Nach-Hause-Gehen verabschieden und einen wecken wollen.



Um 6.45 ging mein Wecker auf. Der Flughafen war schon einigermaßen belebt und ich, der ich mich aus dem Schlaf langsam hinsetzte und meine Schuhe wieder anzog, wirkte nahezu etwas deplaziert. Ich checkte ein, einen Platz bekam ich nicht, es sei freie Platzwahl, so erfuhr ich. Nachdem ich in der Schlange schon fast bis zur Sicherheitskontrolle vorgerückt war, stellte ich fest, dass ich die 1,5l-Flasche, die ich vor der Nacht mit Wasser aufgefüllt hatte, natürlich nicht entleert hatte. Dieser Fehler passiert mir nahezu jedes Mal beim Fliegen, ich lerne es ums Verrecken nicht! Also wieder in den sauren Apfel beißen und ohne Frühstück 1,5l Wasser auf ex trinken. **RÜLPS** Pfui deibel! Buuäääaahh! Ist das eklig, ich könnt kotzen! (Entschuldigung für diese Ausdrucksweise, aber "Ich nahm 1,5l Wasser oral zu mir und verspürte anschließend mittelstarke Übelkeit." klingt nicht dramatisch genug.)

Ich saß allein im Warteraum, was mich etwas beunruhigte. Der Flug würde doch gehen? Ja, das tat er und ich war neben 2 allein reisenden Kindern der einzige Fluggast! Ob es mir etwas ausmachen würde, mich wegen der Trimmung nach ganz hinten zu setzen, fragte die alte Stewardess beim Einsteigen. Ich verneinte und setze mich nach hinten. Die Ansagen machte sie nicht über Lautsprecher, sondern privat! Erst war sie bei den Kindern, dann kam sie zu mir. "Wir fliegen ungefähr eine halbe Stunde. Bist du schon mal mit so einem Flugzeug geflogen? Also, guck mal, die Schwimmweste kannst du so anziehen. Und hiermit aufpusten ("blåse opp" auf Norwegisch, für die, die lustige Wörter lernen wollen). Und bitte schalte jetzt dein Handy aus, falls du eins dabei hast." Das kleine Propellerflugzeug hatte 39 Sitzplätze und schaukelte schon auf der Parkpostion im Wind. Die Stewardess war begeistert, dass ich Norwegisch konnte.

Als die Anschnallzeichen erloschen, war es höchste Zeit, die erste Portion der 1,5l Wasser zu lassen. Noch damit beschäftigt, gingen die Anschnallzeichen wieder an und die Stewardess begann mit ihrer extra langsamen Ansage, dass wir zu sinken beginnen und alle auf ihren Platz zurückkehren sollen. Als ich die Tür öffnete und aus dem Klo trat, legte sie das Mikrofon aus der Hand, grinste und bat mich, mich wieder anzuschnallen. Der Flugplatz Narvik war noch viel kleiner als der von Bodø, wir waren auch das einzige Flugzeug dort (siehe Bilder). Und was ich in Narvik gemacht habe, das erfahrt ihr nach der nächsten Maus.

Freitag, 17. Oktober 2008

Enger Fjord und alte Stadt

Jetzt war ich wieder viel unterwegs in den letzten 2 Wochen, habe schon gar nicht mehr das Gefühl, hier zu studieren...Zuerst war ich zusammen mit Stephie aus Berlin für ein paar Tage in "Møre og Romsdal" (sprich: Möhre oh Rrummsdahl), der Provinz südwestlich von Trondheim. Donnerstag nach der Uni ging es mit dem Reisebus nach Molde und dort in eine kleine Campinghütte direkt am Fjord. Wie auf dem Foto im Internet gab es sogar einen Flachbildfernseher. Dafür war die Hütte auch über 100kr teurer als die der nächsten Nacht. Der Fernseher leistete aber gute Dienste, so konnte ich zum Beispiel die Werbung mit einem Mann sehen, der eine Kuh anhob, schüttelte und drückte, um herauszufinden, wie viel Milch noch drin ist. Einfacher geht es natürlich mit dem neuen Milchkarton mit Messfenster von "Q", in den ein durchsichtiges Feld eingebaut ist, durch das man ohne Anheben den Milchstand ablesen kann.

[auf Moldes Hausberg "Varden"]







Am nächsten Abend ging es dann weiter mit einem Bus nach Linge, mit der Fähre über den Fjord nach Eidsdal und dann mit einem kleineren Bus (8 Sitzplätze, nach ein paar Kilometern waren wir die einzigen Fahrgäste) zum Geirangerfjord. Der Geirangerfjord ist im Wesentlichen eine größere AUsgabe der Loreley, in der Hochsaison liegen täglich 2-3 Kreuzfahrtschiffe im Fjord vor Anker, das Dorf hat knapp über 200 Einwohner und 600000 Besucher pro Jahr. Das ist eine 6 mit 5 Nullen dahinter. Klingt komisch, ist aber so. Tatsächlich ist das Dorf aber traumhaft gelegen! Und um diese Jahreszeit waren auch bis auf 10 oder 20 Stück keine Touristen mehr da, das große Hotel war schon geschlossen und von den 9 Campingplätzen hatten auch 7 schon zu. Nur der überdimensionale psychopathisch grinsende Troll stand noch affektlos vor dem 2-stöckigen Souvenirladen und wartete auf deutsche Touristen, die sich mit ihm fotografieren lassen.





Am nächsten Morgen wanderten wir zu einem Bauernhof über dem Ort und weiter zum Wasserfall "Storseterfossen" auf 500m, hinter den man laufen kann. Danach trennten wir uns und ich wanderte weiter auf einen knapp 1500m hohen Berg. Oben lag Schnee und auf der Vorderseite fällt der Berg fast senkrecht in den Fjord ab. Der Blick war phänomenal und ich hätte von oben fast auf unsere Hütte spucken können! Für den Rückweg wählte ich allerdings lieber die 7km außenrum...











Am nächsten Tag fuhren wir nach einem Frühstück direkt am Ufer mit der "Touristenfähre" eine Stunde lang an steilen Felswänden vorbei ans andere Ende des Fjords und von dort mit dem Bus nach Ålesund, einer Stadt, die aus Jugendstil gebaut wurde, was immer das ist. Sie war jedenfalls sehr sehenswert, auf einer langen schmalen Insel gebaut und mit vielen alten Gebäuden versehen. Nach einem Brand 1901 baute Kaiser Wilhelm persönlich Ålesund wieder auf, weshalb das Hafenrundfahrtboot heute den Namen "Keiser Wilhelm" trägt. Mehr dazu kann Stephie erzählen, die im Stadtmuseum war, während ich Kulturbanause mich lieber mit dem Hausberg und der Stadt von oben beschäftigte.











Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Bus durch Tunnel und Brücken einige Inseln weiter zum Flughafen Ålesunds "Vigra", der Name erinnert an Potenzpillen. Der Flug nach Trondheim war erstaunlich! Abgesehen davon, dass die Leute es schafften, die Boeing 737 in 20min "umzudrehen", also nach der Ankunft wieder losrollen zu lassen, schafften es die Flugbegleiterinnen, auf dem knapp 35min dauernden Flug ein Frühstück, Kaffee und Tee zu servieren (in den 50min Frankfurt-Berlin sind sie bei der Lusthansa mit nur einem Getränk schon mehr als gefordert...). Außerdem durfte ich sogar am Fenster sitzen!