Mittwoch, 22. Oktober 2008

Lofoten

Was bisher geschah: Ich flog ohne größeren Schwierigkeiten vorletzten Samstag früh nach Narvik, der Flughafen besteht aus einer kurzen Landebahn und einem Rollweg mit Holzhütte davor. Die Holzhütte ist das Terminal.



Narvik
Hier wollte ich nun meinen Rucksack in Empfang nehmen. Da das gesamte 3-köpfige Personal des Flughafens gerade auf dem Rolllfeld stand, um das direkt wieder nach Bodø umkehrende Propellerflugzeug abzufertigen bzw sich dort mit dem Flugzeugpersonal zu unterhalten, musste ich in der Holzhütte etwas warten. Die einzige weitere Person dort war eine greise Oma, die hin und wieder auf Norwegisch und zu schnell zum Verstehen mit sich selbst nuschelte und ungeachtet der grässlichen Pieptöne mehrmals durch die unbesetzte Sicherheitskontrolle aufs Vorfeld und wieder zurück in den Wartebereich tapste. Noch bevor die Abfertigungsfrau zurück kam und gab mir meinen Rucksack gab, fuhr Sören schon mit dem Volvo vor, um mich abzuholen. Er war einer der 3 Deutschen, die in den Tagen, die ich noch in und um Trondheim herum mit meinem Vater verbrachte, mit dem Auto in den Norden gefahren war. Die anderen beiden waren Elisabeth (Sörens Freundin) und Stephie und vier alle hatten uns dort versammelt, um gemeinsam eine Woche Urlaub auf den Lofoten zu verbringen.
Ørsvågvær
Nachdem wir in der Jugendherberge, in der die 3 geschlafen hatten, das Frühstücksbuffet verinnerlicht und alles, was evtl schmecken könnte, für den Tag in einen großen Rucksack gepackt hatten, ging die Fahrt los. Von Narvik nach Westen die E10 immer an Fjorden und durch menschenleere Hügel- und Seenlandschaften entlang über mehrere Brücken bis schließlich auf die erste Insel der Lofoten. Hier fanden wir bei Kabelvåg, genauer gesagt in Ørsvågvær (tolles Wort!) eine Rorbu, etwas Typisches für die Lofoten, nämlich eine Holzhütte auf Stelzen direkt am bzw. teilweise schon über dem Wasser, in der wir die ersten zwei Nächte verbrachten. Es war so gemütlich! Ein Wohnzimmer mit Holzbalkon direkt am Wasser, eine Küchenecke, Bad und zwei Schlafzimmer.


Auf den Lofoten gibt es spitze, kantige Berge, die steil aus dem Wasser ragen, kleine zersiedelte Fischerdörfer mit roten Holz"rorbuer"n, die friedlich in den Buchten liegen und, zumindest als wir hier waren, viel Wind und Regen. In unserer Zeit in Ørsvågvær guckten wir uns die Orte Svolvær und Henningsvåg sowie die große hölzerne Kirche von Kabelvåg an. Letztere war gerade an, als wir kamen und ein Kinderchor überbrüllte mit ungewollter Mehrstimmigkeit den Klang des Klavieres. Henningsvåg ist nur über eine Brücke zu erreichen und liegt auf kleinen steinernen Schären, schon richtig im Meer.
Selbstverständlich waren auch ein paar Wanderungen am Meer mit auf dem Programm, darunter richtig spaßige Klettereien über die kleinen Felsen am Ufer. Und eine durchaus ansehnliche Brandung!

Auf den Autofahrten hörten wir im übrigen Paul Panzer und konnten uns den ganzen Urlaub lang (und noch jetzt) immer wieder darüber kaputtlachen, wie er seiner Frau Ricola-Bonbons einführt und ihm der Schweizer Ricolamann am Telefon ganz ruhig erklärt, "dåss er die nichcht einführen darf, die sind jå ganz kchantigch...". Oder wie er beim Gashandel anruft, weil den Kindern langsam übel wird, weil er ihnen auf der Geburtstagsparty Helium zum Einatmen gibt, damit die Stimme so lustig klingt.
Ins Reine

Die letzten 3 Nächte auf den Lofoten verbrachten wir dann in Reine, wieder hatten Elisabeth und Sören eine gemütliche Rorbu für uns gefunden und der alte Norweger Hans gab uns sogar Rabatt für die drei Tage. Hier brachten wir Sören Schach bei und Stephie und Sören gewannen gleich beim ersten Mal gegen mich. Tagsüber fuhren wir trotz des miesen Wetters nach Å, dem letzten Ort auf den Lofoten und dem mit den kürzesten Namen, der gleichzeitig der letzte Buchstabe im norwegischen Alfabet ist. Hier gibt es nur wenige Einwohner, dafür sehr viel Stockfisch und 14 der geschätzten 30 Häuser sind ein Museumsdorf. Ein kleiner ausrangierter Fischkutter lud zum Betreten ein, auch das Führerhaus war offen. Selbstverständlich ging ich hinein und vernam dort ein Tuckern, drehte mich um, um zu sehen, ob gerade ein anderes Boot in den Hafen einfährt. Dann sah ich den CD-Spieler unter dem Steuerrad und daneben die Werbung für die Platte die gerade gespielt wurde, "Gamle Motorer" mit 30 verschiedenen Motorschiffen auf der Titelliste. Die Musikfreunde von euch dürfen sich diese CD gerne von mir zu Weihnachten wünschen!
Am letzten Tag wachten wir auf und die Sonne schien! Also verloren wir keine Zeit und machten uns auf den steilen Weg auf den Reinebringen, den Berg hinter Reine. Zum ersten Mal war die Sicht so gut, dass wir den gesamten Ort überblicken konnten. Und noch viel mehr! Aber seht selbst.
Diebstahl auf der Fähre und SAS-Hotel in Bodø

Des nächten Morgens stunden wir früh auf, um um 700 die Fähre nach Bodø auf dem Festland zu erreichen. Das Wetter war immer noch gut und die Sonne malte schon einmal bunte Farben an den Horizont, bevor sie kurze Zeit später selbst aus dem Wasser steigen würde. Oben legten wir uns in die Lounge zum Schlafen auf die Bänke, immerhin dauerte die Überfahrt 3,75h. Sören versuchte, eine laut schnarchende Frau durch Pfeifen zu erwecken, blieb aber weitgehend erfolglos. Leider war das Autodeck direkt nach dem Start verschlossen worden, wovon wir nicht ausgingen. Das Gefährliche an der Sache war, dass mein Essen, Trinken und Geld im Auto waren, so konnte ich nicht einmal etwas Essbares am Kiosk kaufen. Mit der Zeit stieg der Hunger. Immer mehr. Nach einem Toilettengang kam ich zufällig am Kiosk vorbei. Er war nicht besetzt! Irgendwo hinten hörte ich die Kioskfrau mit Geschirr klappern. Aufgrund der unglücklichen Umstände zockte ich schnell eine Schokolade für uns vier, versteckte sie in der Tasche und ging zurück in die Lounge. Für die Kinder zu Hause vor den Bildschirmen: Bitte nicht nachmachen! Sowas macht man nicht und ihr könnt da ganz doll Ärger für kriegen! Aber wenn die Fähre mir mein Geld und Essen wegnimmt, muss sie eben damit rechnen, dass ich ihr das heimzahle. Hah.

Den übrigen Freitag verbrachten wir dann im Städtchen Bodø, unter anderem auf einem kleinen Leuchtturm auf der Mole, einer mit Glas überdachten Einkaufsstraße, einem Hügel oberhalb der Stadt und abends im Radisson SAS-Hotel. Dort übernachteten wir zwar nicht (auch nicht im Flughafen, sondern in einer Campinghütte), tranken aber im 13. Stock in der Bar einen Kakao, der hier nicht teurer war als im übrigen Norwegen, dafür gab es die Aussicht über die erleuchtete Stadt dazu. Und die Seife dort war die gleiche wie die im Rettungsdienst, mmh!
Einen Tag später ging es dann mit dem Auto zurück nach Trondheim. Die Fahrt dauerte 11h und war über 700km lang. Wir machten eine Pause am Saltstraumen, einer Gezeitenströmung, die in Abhängigkeit von Ebbe und Flut in verschiedene Richtungen durch eine Engstelle zwischen zwei Fjorden fließt. Als wir ankamen, sollte sie laut Kalender 15min vor dem Umkehren sein, schon weit unterhalb ihrer maximalen Strömungsrate. Trotzdem war der Strom sehr schnell und wild mit Strudeln drin! (Kommt auf Bildern natürlich nicht raus, deshalb gibt es hier auch keine.) Nach 15min war die Strömung schon deutlich langsamer, aber noch keinesfalls am Stillstand. Weitere 15min später stand sie immer noch nicht, sodass wir weiterfuhren und immer noch nicht wissen, ob es wirklich eine Gezeitenströmung ist oder sie uns doch veräppelt haben und es sich um einen ganz normalen Fluß handelt, dessen Geschwindigkeit sie periodisch durch Öffnen und Schließen eines Staudamms regulieren...
Außerdem war noch eine kleine Pause am Polarkreis drin, den wir südwärts überfuhren.

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