Montag, 12. Januar 2009

Frohes neues Jahr!

Jetzt ist also plötzlich 2009, ein ganz neues Jahr. Noch neuer als alle zuvor. Und lange ist es her, dass ich das letzte Mal schrob. Das liegt nicht etwa daran, dass es nichts Interessantes zu berichten gäbe, ich war bei Judith und Anja in Kopenhagen, stellte mich im Fach "Øre-Nese-Hals" meiner ersten mündlichen Prüfung auf Norwegisch, fuhr zum ersten mal mit Spikes-Reifen und bei -15°C Fahrrad, aß norwegische "Weihnachtsschweine" aus Marzipan und flog nach Deutschland, wo es warm und hell war. Viel mehr lag an meiner unheimlichen Faulheit. Das stellte schließlich schon mein Deutschlehrer Herr Backerra fest, "Der Torsten ist ja nicht dumm, aber stinkfaul!" Aber jetzt muss ich mich vor dem Lernen und meiner Hausarbeit drücken, daher finde ich wieder etwas Zeit zum Schreiben.



Die Geschichte beginnt am 27. abends, als ich von Berlin nach Trondheim flog und gegen Mitternacht wieder hier ankam. Das Stadtbild hatte sich arg gewandelt, der Schnee war fast rückstandslos getaut und gewaltige Eisflächen beherrschten das Gesichtsfeld. Mit 20kg Gepäck auf dem Rücken, 12kg vor dem Bauch, den Skistiefeln in der linken und meinen Skiern in der rechten Hand konnte ich das Adipositas-Gefühl live erleben, als ich mich vom 8er Bus in mein Heim bewegte. Nachdem ich erst gerne noch länger in Berlin geblieben wäre, erfreute ich mich bereits am nächsten Morgen meiner Rückkehr, als ich kurz vor 8 in Finsternis und Stille des Sonntagmorgens durch im Schimmer der Laternen glitzernde Eisfelder in die Stadt hinunterrollte, um Stefan und Tobi aus Berlin vom Bus aus Oslo abzuholen. Mit ihnen beiden sollte ich die nächsten 10 Tage hier verbringen.


Hatten viel Spaß hier! Guckten uns Trondheim an, wanderten in der Bymarka, dem Stadtwald, und fuhren am 30. mit einem Schnellboot über den Fjord, um auf der anderen Seite zu einer kleinen Hütte aufzusteigen, auf der wir Silvester feiern wollten. Hier machte uns der Schnee jedoch einen Strich durch die Rechnung. Obwohl auf Meereshöhe kaum noch welcher lag, war der Dezemberschnee auf über ca. 300m Höhe nicht geschmolzen und nachdem wir 4-5h gelaufen waren und dabei zum Teil über knietief im Schnee einsanken, beschlossen wir, zu kapitulieren. Immerhin brach die Dämmerung herein und wir hatten erst gut ein Drittel der Strecke geschafft. Also fuhren wir am 31.12. nach Oppdal, dem größten, aber im Verhältnis zu den Alpen durchaus beschaulichen Skigebiet Norwegens, ca. 120km südlich von Trondheim. Hier hatten wir glücklicherweise ganz spontan eine luxoriöse Campinghütte bekommen, es gab eine Heizung, Strom und sogar eine Herdplatte direkt in der Hütte. So kochten wir unsere Kartoffeln, erzählten uns Geschichten von den alten Tagen, warfen uns zum Abhärten nackig in den Schnee, spielten Karten und erwarteten das neue Jahr. Gegen 23.50 ging dann das Feuerwerk im sonst stillen, eingeschneiten Tal los und erreichte seinen Höhepunkt gegen 23.55. In Tobias' kleinen Fahrradradio Radio lief auf "Radio Norge" keinerlei Moderation, nur die ganz gewöhnliche "Musikk fra de siste fire tiår". So beschlossen wir, die wir auf der Bank vor unserer Hütte im Schneetreiben saßen, dass nun Neujahr sei und stießen mit Wein und Wasser an. Prosit Neujahr! Und "skål".
Noch ein paar Raketen flogen, ein paar Detonationen hörte man entlang des Tals und nicht allzu lange nach Mitternacht kehrte in Oppdal wieder Ruhe ein. Auch wir blieben nicht allzu lange auf, schließlich wollten wir alles Tageslicht zum Skifahren nutzen! Und das taten wir auch die nächsten beiden Tage.


Zurück in Trondheim war auch hier der Winter angekommen, es lag schon viel Schnee und fast täglich gab es eine Woche lang ununterbrochen Neuschnee. Am 7.1. reisten Tobi und Stefan wieder ab und für mich ging die Uni weiter. In dieser Zeit erreichte die Schneehöhe ihr Maximum mit mindestens einem Meter. Sogar auf der großen breiten E6 schafften es die schweren Lastwagen und Busse nicht, sich bis zum Asphalt durchzudrücken. Dann wurde es wärmer, während es weiter schneite. Durch den zig Zentimeter hohen nassen Schnee mit Rührteig-Konsistenz mit matschigen Spurrillen war es selbst mit meinen tollen Spikes-Reifen einfach unmöglich, vorwärts zu kommen und ich musste schieben, was auch nicht gerade einfach war. Am Tag darauf war es mindestens genau so schlimm und ich beschloss, den Bus zu nehmen. Damit brauchte ich vom Krankenhaus zur Kletterhalle auf dem Berg allerdings 1h45min für 6-7km. Selbst zu Fuß wäre schneller gewesen! Ab und zu stieg ich auch aus und lief weiter, wenn sich ein Bus komplett festgefahren hatte und nahm dann einen oder zwei Busse früher, die ich zu Fuß spielend einholte. Doch die standen am nächsten Hügel meist wieder. Und was haben wir daraus gelernt? Mit dem Rad geht es immer noch am schnellsten, gerade bei widrigen Umständen.



Heute fuhr ich zum ersten Mal Skilanglauf! Geradeaus und bergauf war kein Problem, bergab aber furchtbar! Schaffte es zwar ohne Fallen, aber es muss ziemlich beschränkt ausgesehen haben... Hatte das Gefühl, mir einen großen Wackelpeter unter die Füße geschnallt zu haben. Bei jeder Abfahrt, bei der ich vergaß, dass ich keine Alpinskier fuhr und einfach zu lenken versuchte, wurde ich umgehend mit Gleichgewichtsverlust bestraft und hielt mich nur mit zwanghaften, reflexartigen Bewegungen wie beim St. Veitstanz knapp auf den Beinen. Langlaufskier sind nämlich absichtlich so konstruiert, dass man damit nicht einfach lenken kann. Selbstverständlich könnte man sie einfach mit scharfen Kanten bauen, aber das wäre natürlich langweilig, weil man dann als Alpinskifahrer relativ schnell damit lenken lernen könnte, die Erfinder ihren Sadismus gar nicht befriedigen könnten und die Zuschauer auch weniger Spaß hätten. Ist ja schließlich auch eine ganz lustige Idee, einen Skityp zu erfinden, der mit annähernd genauso wenig Reibung zur Seite wie geradeaus fährt. Aber damit werde ich mich wohl abfinden und es einfach lernen müssen! Spaß macht es schließlich.

Vor ein paar Tagen kaufte ich mir im Supermarkt ein Shampoo, zumindest dachte ich das. Bei der ersten Anwendung fand ich jedoch eine eklige cremige Emulsion in meinen Händen und dann Haaren, die mir nicht unbedingt dieses schöne Saubere-Haare-Gefühl einbrachte, sondern eher das Gegenteil. Entsetzt las ich die Gebrauchsanweisung und wurde belehrt, dass es kein Shampoo sei, sondern ein "Balsam", das man nach dem Waschen mit Shampoo in die Haare schmieren sollte, um es dann wieder abzuspülen. Vielmehr hatte ich aber das Gefühl, nach diesem "Balsam" mein Haar mit anständigem Shampoo wieder davon befreien zu müssen. Überhaupt, warum sollte man sich so etwas in die Haare schmieren? Ist doch albern.
Elisabeth erklärte mir, dass es eine "Spülung" sei. Da bei meiner Toilette eine solche aber schon integriert ist, benötigte ich sie nicht und durfte sie bei Elisabeth gegen ein richtiges Shampoo eintauschen. Letzteres trägt die grüne Beschriftung "Weightless Shampoo", worüber ich mich kräftig amüsierte. Ich ließ die Flasche los und sie fiel zu Boden. Da merkt doch jeder wirklich sofort, dass das erstunken und erlogen ist! Oder liegt es nur an der Flasche? Hab das Zeug noch nicht ausprobiert. Wer weiß, vielleicht wabert es nach dem Herausdrücken quer durch die Dusche?